Blanka Radoczy Regie Bühne
EXTRA ZERO (UA)
von Elisabeth Pape
Staatstheater Augsburg, 2022/23
Regie und Bühne: Blanka Rádóczy
Bühne und Kostüme: Andrea Simeon
Dramaturgie: Sarah Mössner
Musikalische Leitung & Sound: Patrick Schäfer
Video: Ralf Lichtmann
Mit Ute Fiedler, Sarah Maria Grünig, Mirjana Milosavjević, Florian Gerteis, Julius Kuhn, Thomas Prazak
Der Ort: eine psychiatrische Klinik. Die Hauptfiguren: Menschen mit Essstörungen. Die Handlung: Routine und Klinikalltag. Dazwischen die Patient:innen, die stetig kämpfen: gegen den eigenen Körper, gegen den der anderen, gegen die auf sie einprasselnden Idealvorstellungen. Alles im Leben der Erkrankten dreht sich ums Essen. Morgens, mittags, abends, nachts. Es gibt kein Entrinnen, denn wer kann schon den eigenen Gedanken entfliehen?
Das Stück malt ein detailliertes Abbild einer Zivilisationskrankheit, von der schon heute etwa jedes fünfte Kind bzw. junger Erwachsener betroffen ist - Tendenz steigend.
»Rádóczy hat ein untrügliches Gefühl für Rhythmus, Timing und theatrale Vorgänge. […] all das fügt [sie] mit einer souveränen Gelassenheit ob der Schrecknisse zusammen, die alle Darstellenden brillieren lässt. So entsteht ein therapeutischer Abend in ganz anderer Hinsicht: für unsere Gesellschaft und ihren nach wie vor verkorksten Umgang mit Krankheit und Körper.«
»Ich konnte mich der gefühlten Auswegslosigkeit dieser Menschen und dem Sog dieses wahrlich unangenehmen Themas - das aber zweifelsohne alle angeht - nicht entziehen.«
Deutschlandfunk Kultur, 24.6.23
"Es ist ein Epos voll gut durchkomponierter Information, eine Fläche an Text, die die Regisseurin immerhin so kontrolliert und kräftig auf die Bühne bekommt, dass es Inhalt und Protagonisten nur gut tun kann. Er wird zum Teil in Einspieler umgesetzt, gestrafft und mit Gesang und Klang strukturiert, bekommt klar akzentuierte Szenenwechsel und verschiedene Dynamiken."
"Ein »dichte[r] Abend zwischen Komik und Verzweiflung. […] Der Uraufführung […] gelingt es, die grundlegende Ambivalenz des Stückes gut zur Geltung zu bringen […] Zuletzt […] erscheinen die Vier, die in der Anstalt sind, fast schon wie Helden der Verweigerung, ihre Krankheit als eine Revolte gegen eine Welt, in der längst alles bestimmt, kontrolliert, präzise definiert ist."
Alle Bilder © Jan Pieter Fuhr