top of page

Der Mieter

von Roland Topor

Marstall Residenztheater München

18/19

Trelkovsky ist ein Glückspilz. In Paris auf dringender Wohnungssuche, wird er in einem verfallenen Gebäude fündig. Zwar wirkt schon die Nachbarschaft knifflig, sieht die Concierge nach Schwierigkeiten aus, wohnt der Vermieter mit im Haus und legt auf ein möglichst lautloses Leben Wert, geschehen auf der Gemeinschaftstoilette seltsame Dinge. Der größte Haken aber: Noch ist die Wohnung gar nicht frei. Die Vormieterin hat sich aus dem Fenster gestürzt und liegt schwer verletzt im Krankenhaus. Erst mit ihrem Tod beginnt Trelkovskys neues Leben. Er wird Mieter. Ein Traum. Ein Alptraum! Schritt für Schritt löst sich nicht nur sein soziales Leben, sondern seine ganze Identität auf. Überall wird er daran erinnert, dass lebendig sein stören heißt. Und überall trifft er auf frappierende Zeichen, dass in ihm seine Vormieterin weiterzuleben scheint. Zwischen kotbeschmierten Treppenstufen und dem symphonischen Wutklopfen der Nachbarn fliegt Trelkovsky zusehends aus der Ich-Kurve. Roland Topors Roman – 1976 von Roman Polanski mit ihm selbst in der Hauptrolle verfilmt – lädt eine alltägliche Situation derart mit infernalischem Witz und psychotischem Horror auf, bis Normalität und Wahnsinn ununterscheidbar sind. Es gibt nur eine Gewissheit: Nachbarn sind wir alle.

Regie und Bühne: Blanka Rádóczy

Kostüme: Andrea Simeon

Musik: Benedikt Brachtel

Dramaturgie: Angela Obst

Mit Aurel Manthei, Cynthia Micas, Anna Gränzer, René Dumont, Joachim Nimtz

"(...) Der Stoff, bekannt geworden durch Roman Polanskis Verfilmung 1976, ist psychotisch, psychedelisch, surreal, man kann sich aussuchen, welche Art der Betrachtung einem am liebsten ist. Keine trifft im Kern Rádóczys Inszenierung, denn die ist ein eigenes Kunstwerk.

(...) Rádóczy, die ihre eigene Bühnenbildnerin ist, überträgt den inneren Horror des Mieters in ein Gefüge minutiöser Abläufe. In der Mitte eine Plastikplane, das Glasdach, aber auch ein dunkler See, ein paar Kleiderstangen, Mülltonnen, in einer fährt der Vermieter, Joachim Nimtz, einmal wie in einer Gondel vorüber, singt dröhnend "Tosca", auch zu laut, aber er darf das.

Süddeutsche Zeitung, von Egbert Tholl

 

"(...) Sie zeigt, mit kleinem Ensemble (Aurel Manthei, Cynthia Micas, René Dumont, Joachim Nimtz und Anna Graenzer), das ewige Phänomen des Eindringlings, aber auch das Dilemma der menschlichen Existenz: Wer lebt, der stört.

(...)Eine Inszenierung, die ohne Zweifel düster anmutet und in der sich das Schicksal des Mieters Trelkovsky, wie von Topor entworfen, auch erfüllt. Dabei bringt Blanka Rádóczy einen gelungenen Einfall in das von ihr selbst entworfene Bühnenbild ein."

KiM - Kultur in München, von Carolina Felberbaum

(...) insgesamt überzeugt die junge Regisseurin mit großem handwerklichem Können und ihrer Fähigkeit, mit wenigen Mitteln Stimmungen zu verdichten. Wie es ihr gelingt, mit präzise gesetzten kleinen Details die banale Alltagsrealität ins
Surreale zu verrücken, das ist beeindruckend.

Münchener Feuiletton

bottom of page